Unser Leitbild

Unser Leitbild ist gleichermaßen Spiegel unserer pädagogischen Handlungsansätze, wie auch dadurch Fundament und Grundsatz unserer Konzeption(en) und damit alltagspraktischer Umsetzung. In unserem sozialpädagogischen Selbstverständnis gehen wir von einem humanistischen Gesellschaftsbild aus, welches demokratische Strukturen, Menschenrechte und Grundgesetz achtet und als wichtige Säulen der Sozialisierung (als Erlangen von Handlungsfähigkeit in einer Gesellschaft) junger Menschen betrachtet. Handlungsfähig werden in der Gesellschaft und damit einhergehend das Aufwachsen und die Entwicklung junger Menschen und ihrer Jugendkulturen in komplizierten Situationen ist dabei das Zentrum unserer Arbeit im Rahmen stationärer Hilfeangebote im Ausland.

 

Diese Tatsache bestimmt unser Leitbild nachhaltig. Als Anbieter von pädagogischen Angeboten im Rahmen deutscher Jugendhilfe und damit im Auftrag deutscher Jugendämter, ist uns die transparente Auseinandersetzung mit der besonderen Stellung als im Ausland operierender Träger wichtig.

Unsere Sichtweise über Hilfen im Ausland

Während im Diskurs um innerdeutsche stationäre Hilfen - und damit auch pädagogische Konzeptionen – Milieunähe und Integration vor Ort aufrechterhalten oder gefördert wird, determiniert sich eine Hilfe im Ausland immer über die (partielle) Herausnahme aus ebendiesem. Als in Spanien operierender Träger ist es uns wichtig, uns nicht vorwiegend als Anbieter von Hilfen im spanischen Territorium zu sehen. Vielmehr sehen wir unsere Angebote im Rahmen deutscher Jugendhilfe, jenseits von Ländergrenzen in dem Ziel, zeitweise einen förderlichen physischen und/oder psychischen Abstand zu problembehafteten Situationen und Systemen im Herkunftsland herzustellen. Aus diesem Grund bezeichnen wir den pädagogischen Faktor der Maßnahme statt „Ausland“ häufig als „Nicht-Inland“. Uns ist bewusst, dass nicht nur die iberische Halbinsel oder die spanische Kultur, sondern vielmehr Notwendigkeit und Förderlichkeit temporärer Distanz zum Bekannten, vielleicht schädlichen, die Chancen unserer Arbeit ausmachen.

Das systemische Konzept des „Symptomträgers“ hat das klassische Bild des „schwierigen Jugendlichen“ als Ursache herausfordernder Situationen abgelöst. Damit hat es sich etabliert, wenn möglich, mit Jugendlichen in ihrem natürlichen Umfeld zu arbeiten. Unsere Arbeit setzt dort an, wo ein Gegenweg der Distanz, der Reduktion temporär notwendig und förderlich scheint.

In diesem Zusammenhang des Grundsatzes um Notwendigkeit und Förderlichkeit, werden Auslandshilfen teilweise als „finales Rehabilitationskonzept“, als „ultima Ratio“ verstanden. Wir sind davon überzeugt, dass weniger die Subsidiarität verschiedener Hilfen, sondern vielmehr die Reduktion und Besonderheit unsere Arbeit, nicht nach, sondern neben anderen Angeboten erfolgreich machen.

Es ist wichtig, dass Konzeptionen sich an den Bedürfnissen ihrer Klienten orientieren. In einer pluralen Gesellschaft ist es deshalb nachvollziehbar, dass sich auch Wohngruppen entsprechend ausdifferenzieren, diversifizieren und individualisieren. In dieser Verbesserung eines Anspruchs auf optimale Begleitung liegt jedoch auch ein Risikopotenzial: Jugendliche in schwierigen oder auffälligen Situationen laufen Gefahr der Exklusion in bereits spezialisierten Hilfeformen. Man geht davon aus, dass die „richtige“ Hilfe eine andere als die derzeitige sei, oder schützt das Wohl der Gruppe. Daraus ergeben sich nicht selten Ausschlüsse von Schulen, Wohngruppen oder Kleinstheimen. In dieser Folge entwickeln sich Phänomene, die im Fachdiskurs als „Biographien des Scheiterns“ bezeichnet werden, oder die über „Labeling-Aproach-Prozesse“ identitätsstiftend Anomie verstärken. In unserem Selbstverständnis markiert der Faktor „nicht-Inland“ in unserer Arbeit deswegen nicht den finalen Rettungsweg sondern vielmehr einen Weg im Kanon pädagogischer Methoden. Viele unserer Jugendlichen sind es gewöhnt durch instrumentalisierte, grenzverletzende Verhaltensweisen einen Ausschluss zu erwirken um scheinbar ausweglose Situationen, Konflikte oder erlebte Unzufriedenheit kurzfristig zu lösen. In dieser „Spirale“ entwickeln sich Verhaltensmuster, die Beziehungsabbrüche oder Regelverletzungen zu probaten Lösungsstrategien stilisieren. Zentrales Merkmal unserer Angebote ist deshalb, dass bei Aventura nicht Abweichung zum Ausschluss, sondern vielmehr positive Integration zum erfolgreichen Abschluss führt.

Ein Großteil von Hilfeangeboten im Ausland wird durch „familienanaloge“ Einzel- und Familienbetreuungen durchgeführt und entsprechend als individualpädagogische Methode gesehen. Wir haben die Erfahrung gesammelt, dass auch im „Nicht-Inland“ oft größere Chancen und Nachhaltigkeit der Angebote in der Kleingruppe liegen. „Peer-Group“ und Jugendkultur, wie auch die Abgrenzung von „Erwachsenen“ nehmen im Prozess des Aufwachsens junger Menschen eine wichtige Stellung ein. Das möchten wir erhalten und sehen die besondere Chance in der Gruppe als Lernfeld für Partizipation, Rücksicht, und Integration, aber auch als Training für Eigenverantwortlichkeit innerhalb dynamischer äußerer Prozesse.

 

Gruppenpädagogik

Unsere Grundannahme ist, dass Jugendliche, unabhängig von ihrer Problematiken und Auffälligkeiten das Potenzial haben, andere Jugendliche positiv zu unterstützen sich weiter zu entwickeln, ein positive Selbstbild aufzubauen und Eigenverantwortlichkeit zu erlernen. Wir sehen die Gruppe nicht nur als Lernfeld gegenüber dem Einzelnen, sondern den Einzelnen im Gruppengefüge als Akteur in der Funktion von Verantwortung gegenüber sich selbst und Anderen. Ein wichtiges Paradigma unserer Arbeit wird dadurch der Versuch, den binären Charakter der Hilfe aufzubrechen. Wir sehen Jugendliche nicht nur als „Hilfeempfänger“, die Pädagogen nur als „Hilfeleistende“, sondern haben den Anspruch Jugendlichen ihre Selbstwirksamkeit als Erfahrung positiver Erlebnisse nahe zu bringen. Wir glauben, dass Verantwortung jedem Menschen dabei hilft Ressourcen auszubauen und Defizite abzubauen. Deshalb sehen wir in der Gruppe die Chance, dass Jugendliche durch positive Selbstwahrnehmung lernen, sich schädlichen Einflüssen und Dynamiken entgegenzutreten. Diese Verantwortung interpretieren wir als „Zivilcourage“. Wir glauben, dass eine positive Entwicklung nicht durch die Abgrenzung schädlicher Einflüsse, sondern durch die Hinwendung zu eigenen Lebensentwürfen und Eigen- und Fremdverantwortlichkeit entsteht.

Wo allerdings Verantwortung übertragen wird, die über „künstliches Einüben“ hinausgeht, muss der Machtaspekt besonders beobachtet werden. Wir gehen davon aus, dass sozialer Status und Macht in allen Gruppenkonstellationen zu finden sind. Deshalb ist es uns wichtig hier genau zu beobachten, damit diese Dynamiken nicht im „Untergrund“ verborgen bleiben. Wir sehen, dass erst dadurch die Gruppe zu einem lebendigen, konstruktiven System wird, dass Status-, Macht-, und Gruppenprozesse an die Oberfläche gebracht werden. Erst so kann sich die Chance entwickeln, dass sich diese bestimmenden Variablen in zwischenmenschlichen Gefügen auf adäquate Art und Weise entwickeln.

Intimität, Rückzug, Schutz und Partizipation

Wir verstehen Intimität, Rückzugsmöglichkeiten und Schutz als zentrales menschliches Recht und natürliches Verlangen. Deswegen ist uns der Schutz von Privat-, und Intimsphäre wichtig. Es beginnt für uns bei dem Recht auf ein eigenes Zimmer. In allen Standorten gehört damit ein eigenes Zimmer zum persönlichen „Rechtsgut“ individueller Persönlichkeitsentwicklung. Ebenso ist es selbstverständlich, dass Badezimmer, Toiletten und Privatzimmer abschließbar sind und nur im Notfall den Pädagogen Ersatzschlüssel zur Verfügung stehen.

Auch wenn wir das Recht auf Rückzug achten, steht fest, dass wir soziale Berührungspunkte einfordern. Entsprechend sind gemeinsame Mahlzeiten an einem Tisch, Unterricht, Gruppensitzungen und Ausflüge nach Absprache verpflichtend. Es gilt daher bei uns der Grundsatz, dass das Recht auf Intimsphäre und Rückzug nicht zur Verletzung täglicher Pflichten oder dem Beitrag zur gemeinsamen Atmosphäre berechtigt. Ebenso schreiten wir gezielt ein, wenn Jugendliche ihr Bedürfnis nach Intimität, Rückzug und Schutz vernachlässigen und es nicht mehr schaffen sich ausreichend diese Bedürfnisse einzufordern. Es ist beispielsweise nur nach Rücksprache gestattet in den Zimmern Anderer zu übernachten. Auch ist es nicht gestattet die Zimmer Anderer ohne deren Anwesenheit zu betreten.

Wir verpflichten uns zur gegenseitigen Unterstützung und dazu, die Rechte Anderer zu respektieren. Wir treten gemeinsam dafür ein, dass diese Rechte geachtet werden und treten entschieden der Verletzung von wichtigen menschlichen Rechten und Bedürfnissen entgegen. Wir fordern von jedem Mitglied der Gesellschaft den Gebrauch der freien Meinungsäußerung und Partizipation zum Gelingen friedfertiger und erstrebenswerter Lebensbedingungen. Die Jugendlichen sind dabei ausdrücklich eingebunden. Wir fordern sie deutlich zur Teilhabe auf, klären sie über Wege der Anteilnahme und / oder Beschwerde auf und verpflichten uns zum Schutz ihrer Rechte.

Umsetzung

Unser Leitgedanke ist, dass die temporäre Distanz zu Deutschland in jedem Fall auf den Grundsatz auf Notwendig- und Förderlichkeit geprüft werden muss. Sind diese Voraussetzungen nicht beide erfüllt kann eine Hilfe durch uns nicht erfolgen. Wir verpflichten uns dazu, diesen Grundsatz in der Summe aller unserer Handlungen stets zu prüfen. Es ist uns wichtig den regelmäßigen transparenten Kontakt darüber mit unseren Kooperationspartnern wie Jugendämtern und Trägern der Jugendhilfe zu halten und an Hand von regelmäßigen Entwicklungsberichten und Hilfeplangesprächen zu kontrollieren. Das Jugendamt hat dabei eine wichtige Funktion zur Kontrolle unserer Umsetzung. Im Zuge der großen räumlichen Distanz wünschen wir uns, dass Hilfeplangespräche mit allen Beteiligten, wenn möglich bei uns vor Ort, durchgeführt werden. Weiterhin verpflichten wir uns, den Grundsatz der Notwendigkeit und Förderlichkeit stets mit dem Ziel einer positiven Rückführung nach Deutschland als Perspektive in Einklang zu bringen und diese so früh wie möglich zu erarbeiten.

Die Jugendlichen sind in der Regel über die Zeit ihres Auslandsaufenthaltes der Pflicht eines normalen Schulbesuchs enthoben. Diese „Befreiung der Schulpflicht“ bedeutet für uns nicht, dass schulische Inhalte vernachlässigt werden. Wir arbeiten mit anerkannten Fernschulen zusammen und bereiten die Jugendlichen auf deutsche Schulabschlüsse vor und begleiten sie durch die Prüfungen bis zum erfolgreichen Abschluss.

Unsere Gruppen- und Einzelstandorte sind in der Regel in ländlichen Gegenden und beeindruckenden Landschaften. Der Hintergrund liegt für uns nicht nur in der Entfernung von Risikopotenzial sondern besonders in unserem Ziel den Jugendlichen nicht nur das bekannte Umfeld zu nehmen, sondern vielmehr durch etwas lohnendes zu ersetzen. Damit meinen wir, dass die Umgebung sowie die pädagogischen Aktivitäten und Angebote gleichermaßen Reduktion von schädlichen Einflüssen als Schutzfunktion, wie auch Natur und aktive Lebensgestaltung als Alternative zu blindem Konsum und passiver Zerstreuung fungieren. Deshalb steht dem ruhigen ländlichen Leben grundsätzlich immer ein forderndes, spannendes Programm in der Freizeit gegenüber. Wir verzichten bewusst auf die Anbindung ans nationale Stromnetz und versorgen uns wenn möglich aus eigenen Quellen mit Trinkwasserqualität. Dabei geht es nicht nur um den ökologischen Aspekt. Der bewusste Umgang mit Ressourcen, ob ökologisch, finanziell menschlich, psychisch oder mental ist Bestandteil unserer Leitgedanken. Wir glauben, dass in einer Welt zwischen Überfluss, Kredit, Verschuldung, Entbehrung und Armut dieses Bewusstsein selbst zu einer unentbehrlichen Ressource wird.

In den Projekten ist entsprechend auch „Hand anlegen“ gefragt. Wo immer es möglich ist, erschaffen nicht externe Dienstleister, sondern Jugendliche und Pädagogen Hand in Hand ihren Lebensraum. Das beginnt beim tatkräftigen Bau von Gebäuden und Garten und endet in kleinen Details wie dem defekten Kabel einer Lampe. Wir glauben, dass es, nicht nur für junge Menschen wertvoll ist, in der Welt Spuren zu hinterlassen und möchten den Jugendlichen bei uns Gelegenheit geben, diese Erfahrung zu erleben.

Diese Standpunkte lassen unsere Pädagogik als ganzheitliches Konzept verorten, dass sich durch Einflüsse systemischer Ansätze, erlebnispädagogische Orientierung im klassischen Sinne (Exkursionen, Natursport, Abenteuerspiele und Transfermethodik), wie auch erweitert im alltäglichen Erlebnis als Anstoß für Prozesse, durch demokratisch-partizipative Paradigmen sowie einem Selbstverständnis der Zeigestruktur der Pädagogik und die Echtheit und Kreativität seiner Pädagogen kennzeichnet.

 

 

 

Geschäftsführung

Aventura

Proyectos Educativos S.L.

 

Thomas Georg Senft

Calle Bien Venido 22

ES-18193 Monachil (Granada)

Telefon: (+34) 629 562 405

 

 

verwaltung@aventuragranada.de

 

Literatur

hier finden Sie weiterführende Informationen und Links zum Thema Intensivpädagogik und Auslandsprojekte aus Medien und Wissenschaft.

Kooperation

Hier gelangen Sie direkt zum Anfrageformular für Interessierte, Träger und Jugendämter.

Kontakt

kontakt@aventuragranada.de

(+34) 629562405

 

Ansprechpartner:

Herr Thomas Senft

 

Öffnungszeiten:

Sie erreichen uns von Montag bis Freitag 09:00 Uhr - 17:00 Uhr

© 2016 Aventura Proyectos Educativos S.L.