Unsere Grundannahme ist, dass Jugendliche, unabhängig von ihrer Problematiken und Auffälligkeiten das Potenzial haben, andere Jugendliche positiv zu unterstützen sich weiter zu entwickeln, ein positive Selbstbild aufzubauen und Eigenverantwortlichkeit zu erlernen. Wir sehen die Gruppe nicht nur als Lernfeld gegenüber dem Einzelnen, sondern den Einzelnen im Gruppengefüge als Akteur in der Funktion von Verantwortung gegenüber sich selbst und Anderen. Ein wichtiges Paradigma unserer Arbeit wird dadurch der Versuch, den binären Charakter der Hilfe aufzubrechen. Wir sehen Jugendliche nicht nur als „Hilfeempfänger“, die Pädagogen nur als „Hilfeleistende“, sondern haben den Anspruch Jugendlichen ihre Selbstwirksamkeit als Erfahrung positiver Erlebnisse nahe zu bringen. Wir glauben, dass Verantwortung jedem Menschen dabei hilft Ressourcen auszubauen und Defizite abzubauen. Deshalb sehen wir in der Gruppe die Chance, dass Jugendliche durch positive Selbstwahrnehmung lernen, sich schädlichen Einflüssen und Dynamiken entgegenzutreten. Diese Verantwortung interpretieren wir als „Zivilcourage“. Wir glauben, dass eine positive Entwicklung nicht durch die Abgrenzung schädlicher Einflüsse, sondern durch die Hinwendung zu eigenen Lebensentwürfen und Eigen- und Fremdverantwortlichkeit entsteht.
Wo allerdings Verantwortung übertragen wird, die über „künstliches Einüben“ hinausgeht, muss der Machtaspekt besonders beobachtet werden. Wir gehen davon aus, dass sozialer Status und Macht in allen Gruppenkonstellationen zu finden sind. Deshalb ist es uns wichtig hier genau zu beobachten, damit diese Dynamiken nicht im „Untergrund“ verborgen bleiben. Wir sehen, dass erst dadurch die Gruppe zu einem lebendigen, konstruktiven System wird, dass Status-, Macht-, und Gruppenprozesse an die Oberfläche gebracht werden. Erst so kann sich die Chance entwickeln, dass sich diese bestimmenden Variablen in zwischenmenschlichen Gefügen auf adäquate Art und Weise entwickeln.